Von der befreienden Kraft der Vergebung

Wenn Isidora den Raum betritt, dann bleibt das nicht unbemerkt. Ihr lautes Lachen und ihre lebhafte Art, Geschichten zu erzählen, verbreiten eine ansteckende Fröhlichkeit. „Ich bin so dankbar, was Gott alles in meinem Leben getan hat“, sagt sie und sofort füllen sich ihre Augen mit Tränen. Das quirlige Energiebündel sitzt auf einmal still und ehrfürchtig da, während ihr die Tränen über die Wange laufen. Denn ihre Vergangenheit ist alles andere als einfach gewesen – doch Gott hat ihren Schmerz in Freude verwandelt.

Isidora
Diebstahl und Gewalt in der eigenen Familie

Zusammen mit ihrem Mann Wilfredo und ihren zwei Töchtern lebte Isidora in Salamanca, einem Stadtteil im Zentrum von Lima. Immer wieder erhielt sie Anrufe von ihrer Mutter, die an ihrem Sohn, Isidoras Bruder, verzweifelte. Isidora versuchte zu helfen, wo sie konnte, und bot schließlich an, dass er zu ihr und ihrer Familie ziehen könne. Ihr Bruder zog ein, doch sein Lebenswandel verschlimmerte sich. Er bestahl die eigene Familie und wurde immer wieder gewalttätig. In Isidora staute sich ein tiefer Groll an. „Ich habe ihn dafür gehasst, was er unserer Familie antat. Ich hätte ihn am liebsten umgebracht.“ Der Bruder zog aus, doch Isidoras Groll blieb.

„Bist du denn größer als Gott?“

Gefangen in Hass und Rachegefühlen verbrachte Isidora viele bittere Jahre, bis schließlich eine Freundin, die Christin war, sie ermutigte, ihrem Bruder zu vergeben. „Bist du denn größer als Gott, der uns doch auch vergibt?“, fragte die Freundin auf Isidoras vehemente Ablehnung hin. Das wirkte. Nach Wochen des inneren Kampfes gab Isidora schließlich nach. Sie fuhr zu ihrem Bruder und sprach Vergebung aus – und das, obwohl dieser nach wie vor keine Reue zeigte. „In dem Moment fühlte ich mich wie ein Vogel in einem Käfig, dem man endlich die Tür aufgemacht hat“, sagt sie rückblickend. Sie entschuldigte nicht das Verhalten ihres Bruders – doch zu vergeben war für Isidora der Start in ein Leben in Freiheit.

Isidora beim Lobpreis

Jahre später folgte sie Gottes Ruf, mit ihrer Familie nach Valle el Mirador, eine der ärmsten Gegenden des Landes, zu ziehen und dort Gemeinde zu bauen. Dort gibt es mittlerweile sieben Philippus-Gruppen. Eine davon leitet Isidora selbst. Mit ihrem ganzen Leben dient sie nun Gott. 

Zusammen mit ihrem Mann hat Isidora diese Gemeinde gegründet.
Zusammen mit ihrem Mann hat Isidora diese Gemeinde gegründet.
Isidora mit ihrer Bibelstudiengruppe
Isidora mit ihrer Bibelstudiengruppe

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Ägypten: Wie Lesen lernen Mariams Leben verändert hat

„Mädchen brauchen keine Bildung“ – das hörte Mariam aus Ägypten in ihrer Kindheit oft. Anstatt zur Schule zu gehen, musste sie sich als Älteste um ihre Geschwister kümmern. Wie alt sie ist, weiß sie nicht, weil sie ihren Geburtstag nicht kennt. Vor acht Jahren heiratete Mariam sehr früh, bekam Kinder und managte den Haushalt. Dass sie nicht lesen und schreiben konnte, schränkte sie stark ein. Beim Einkaufen konnte sie die Zutatenliste auf Produkten nicht lesen; in der Kirche die Liedtexte nicht entziffern. Die Familie ihres Mannes, bei der sie lebt, machte sich immer wieder über Mariam lustig. „Ich schämte mich sehr“, erzählt sie.

Mariam mit ihrer Tochter
Mariam mit ihrer jüngsten Tochter
Gott erhört ein verzweifeltes Gebet

Noch schlimmer wurde es, als ihre älteste Tochter in die Schule kam, weil sie ihr nicht bei den Hausaufgaben helfen konnte. Eines Tages wandte Mariam sich verzweifelt an Jesus. „Ich betete und weinte wie ein Kind. Ich flehte ihn an, mir zu helfen und mir jemanden zu schicken, der mir Lesen und Schreiben beibringt.“ Und Gott erhörte ihr Gebet! Am nächsten Tag erfuhr Mariam, als sie ihre Tochter zur Schule brachte, von einem Bibel-ABC-Kurs der Bibel Liga, der in einer Kirche angeboten wurde. Das Lese-Lern-Programm hatte bereits gestartet, doch das hielt Mariam nicht ab. Sofort meldete sie sich an. Nach einigen Unterrichtsstunden konnte sie bereits erste Wörter lesen und schreiben. Zuhause half ihr ihre Tochter bei den Übungen, sodass Mariam alles Verpasste schnell aufholen konnte.

Das Bibel-ABC öffnet Mariams Augen

Ab und zu macht Mariams Schwiegervater spitze Bemerkungen. „Das ignoriere ich dann“, erklärt Mariam. Seit dem Kurs ist sie selbstbewusster geworden. „Ich bin froh, dass mein Mann mich unterstützt. Das bedeutet mir viel.“ Und sie hat neue Freundinnen gefunden: „Meine Klasse ist für mich eine zweite Familie geworden. In jeder Unterrichtsstunde beten wir füreinander.“ Der Alphabetisierungskurs der Bibel Liga hat auch Mariams geistliches Leben positiv verändert. „Die biblischen Inhalte in den Kursen waren für mich wie Nachrichten von Gott direkt an mich. Ich war wie blind – nun kann ich sehen!“

Für 30 € einen Bibel-ABC-Kurs verschenken

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Wie im Film: Zu Besuch in einem Bergdorf in den Anden

Momentan ist ein vierköpfiges Team der Bibel Liga in Peru unterwegs, dem diesjährigen BibelStern-Land. Gemeinsam mit Alejandro, dem Leiter der peruanischen Bibel Liga, besuchen sie Gemeinden und Bibelstudiengruppen und sammeln Material für das nächste Bibelbeweger-Magazin und den BibelStern-Clip. Im Reiseblog nimmt das Team Sie mit nach Peru.

Nach unserer Zeit in Lima geht es für uns nun weiter nach Cusco, der ehemaligen Inka-Hauptstadt. Cusco liegt auf 3.200 Meter über dem Meeresspiegel und wir merken schon beim Aussteigen aus dem Flugzeug, dass die Luft hier oben etwas dünner ist. Bereits ein paar wenige Stufen bringen uns ganz schön aus der Puste. Bis auf leichte Kopfschmerzen bleiben wir aber zum Glück von der Höhenkrankheit verschont. In unserer Unterkunft angekommen, bekommen wir erst einmal den berühmten Koka-Tee serviert. Er soll helfen, dass Beschwerden wie Müdigkeit und Kopfschmerzen, die aufgrund der Höhe oft auftreten, besser werden. Aus Koka-Blättern wird zwar Kokain hergestellt, jedoch ist der Wirkstoff in den Blättern ohne den chemischen Prozess sehr gering, sodass der Tee hier ohne Bedenken zum Nationalgetränk gehört. Wir probieren und sind erstaunt, dass er gar nicht so schlecht schmeckt.  

Wie eine Filmkulisse

Am nächsten Morgen geht es für uns weiter in die Berge nach Matinga, einem kleinen Dorf in den Anden auf 3.700 Meter. Allein die Fahrt ist atemberaubend. Während wir uns die Serpentinen hinauf- und hinunterschlängeln, zieht uns das Bergpanorama in seinen Bann. Nach einer guten halben Stunde erreichen wir Matinga. Das kleine Dorf mit seinen 400 Einwohnern erinnert uns an eine Filmkulisse: Kinder, die Schafe auf die Weide bringen, Frauen mit schwarzen langen Zöpfen, die Schubkarren mit Getreide schieben und Leute in Gummistiefeln, die ihre Karotten im Fluss putzen – was für uns wie ein Ausschnitt aus einem Film wirkt, ist in Matinga Realität. Eine einzige geteerte Straße zieht sich durch den Ort, auf der jedoch mehr Tiere laufen, als dass Autos fahren. Es scheint fast, als wäre hier die Zeit einfach stehengeblieben.

Dorfleben in Matinga
Dorfleben in Matinga
Hirtenjunge
Hirtenjunge
Schafsfelle als Matratzen

In der Gemeinde treffen wir Kinderbibelgruppenleiterin Dina, die uns ein wenig von ihrem Leben in den Anden erzählt und uns ihr Zuhause zeigt. „Zusammen mit meiner Schwester habe ich immer morgens vor der Schule unsere Schafe auf die Weide gebracht. Nach der Schule haben wir sie wieder abgeholt und dabei Lobpreislieder gesungen“, erinnert sich Dina. Ihre Kindheit hat sie als sehr positiv in Erinnerung, obwohl ihre Familie früher sehr arm war. „Manchmal hatten wir nicht genug zu essen“, sagt sie. In ihrem Elternhaus treffen wir Dinas Eltern. Stolz zeigen sie uns ihre Schafsfelle, die sich neben dem Stall stapeln. Ihr Vater hält uns eines der Felle hin und fordert uns auf, es anzufassen. Es fühlt sich wunderbar weich an. „Früher hatten wir nicht genug Geld, um uns ein Bett oder eine Matratze leisten zu können“, erzählt er. „Dann haben wir einfach ein paar Felle auf dem Boden ausgebreitet und zusammen mit unseren Kindern darauf geschlafen.“ Dinas Mutter kommt nun dazu und hält eine bunte Decke in den Händen. „Die hat sie selbst gemacht“, sagt ihr Mann stolz. Wir sind begeistert. Wie Dinas Familie leben die meisten Familien in Matinga von der Subsistenzwirtschaft und verdienen durch den Anbau von Karotten, Erdbeeren oder Blumen, die sie auf den Märkten verkaufen, den Lebensunterhalt für ihre Familien. „Heute sind die meisten Familien hier nicht mehr so arm. Der Verkauf von Obst und Gemüse läuft gut“, sagt Dina froh. Wir müssen schlucken. Aus unserer europäischen Perspektive wirkt das Leben hier immer noch arm: kleine Häuser aus Lehm, in denen zum Teil ein Dutzend Leute leben, kochen über offenem Feuer und als Fortbewegungsmittel bleiben oft nur die eigenen Füße. Die Zufriedenheit der Menschen fasziniert uns.

Dinas Eltern
Dinas Eltern
Frauen kochen zusammen
Frauen kochen zusammen
Feierliche Bibelübergabe

An unserem letzten Tag in dem kleinen Bergdorf feiert die Gemeinde eine Abschlussfeier der Kinderbibelgruppen. Das Programm Philippus-Junior ist hier seit einigen Jahren sehr erfolgreich. Auch Dina leitet aktuell eine Gruppe mit mehr als 20 Kindern. In dem kleinen Innenhof des Gemeindehauses kochen Frauen aus dem Dorf das gemeinsame Essen: eine halbe Kuh wird für diesen besonderen Anlass zubereitet. Viele Dorfbewohner sind Christen und besuchen eine der drei Gemeinden im Umkreis. Zu der feierlichen Bibelübergabe kommen auch Kinder aus dem Nachbardörfern, die das Programm erfolgreich abgeschlossen haben. Der Nachmittag ist chaotisch, überall wuseln Kinder herum, während vorne eine kleine Lobpreisband spielt. Dina überreicht den Kindern feierlich ihre Kinderbibeln und schon bald sitzen die Mädchen und Jungen zusammen und blättern neugierig durch die bunten Seiten. Zum Abschluss gibt es ein gemeinsames Abendessen und dann heißt es für uns auch schon Abschiednehmen. Wir freuen uns sehr über die vielen eindrücklichen Erlebnisse der letzten Tage und sind dankbar, dass die Menschen uns mit so großer Freude Einblicke in ihr Leben gegeben haben. Das besondere Lebensgefühl dieses Ortes werden wir so schnell nicht vergessen.

Bibelfeier

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Zu Besuch an einem der ärmsten Orte der Welt

Momentan ist ein vierköpfiges Team der Bibel Liga in Peru unterwegs, dem diesjährigen BibelStern-Land. Gemeinsam mit Alejandro, dem Leiter der peruanischen Bibel Liga, besuchen sie Gemeinden und Bibelstudiengruppen und sammeln Material für das nächste Bibelbeweger-Magazin und den BibelStern-Clip. Im Reiseblog nimmt das Team Sie mit nach Peru und teilt erste Erlebnisse.

Team
Samuel, Alba, Maya und Reinhard (v.l.) besuchen Christen in Peru
„Leben in Fülle“ – mitten im Slum

Das Viertel auf einem der Hügel rund um Lima zu erreichen, ist bereits ein kleines Abenteuer. Unseren Mietwagen mussten wir unten abstellen, denn die extrem steilen und staubigen Straßen kann ein Auto kaum erklimmen. Weiter ging es in kleinen Gefährten, die in Peru „Motorrad-Taxis“ genannt werden: motorradähnliche Gefährte, die mit einem Eisengestell umbaut sind und auf dessen Rückbank drei Leute Platz finden – zumindest mehr oder weniger. Mit knatterndem Motor und immer wieder durchdrehenden Reifen ging es hinauf, vorbei an riesigen Steinhaufen, kleinen Hütten und unzähligen Straßenhunden, die zwischen spielenden Kindern herliefen. Unser Ziel: ein kleines, unscheinbares Gemeindegebäude aus roten Ziegeln mit dem Namen „Vida abundante“, zu Deutsch „Leben in Fülle“. Pastor Wilfredo hat die Gemeinde zusammen mit seiner Frau vor elf Jahren gegründet und mithilfe der Bibel Liga Bibelstudiengruppen eingeführt. Drei Tage haben wir mit der Bibelgruppenleiterin Priscilla, ihrer Familie und der Gemeinde verbracht, um ihre Geschichte im diesjährigen BibelStern-Clip vorzustellen.

Samuel filmt die abenteuerliche Fahrt mit dem Taxi den Berg hinauf
Samuel filmt die Fahrt mit dem Motorrad-Taxi
Reinhard und Samuel bei den Dreharbeiten in Peru für den BibelStern-Clip 2024
Priscilla erzählt ihre Geschichte für den BibelStern-Clip
Geschwisterliche Herzlichkeit

Wir haben Interviews geführt, Fotos geschossen, das Leben von Priscilla, ihrer Familie und ihre Bibelgruppe gefilmt, haben zusammen gegessen, gebetet und geweint – fast fühlt es sich an, als wären wir in der Zeit zu einer kleinen Familie zusammengewachsen. Die Herzlichkeit, mit der uns die Menschen trotz ihrer schwer ertragbaren Lebensumstände empfangen haben, hat uns immer wieder sprachlos gemacht. Diese Menschen sind zwar äußerlich alles andere als reich – doch die Freude in ihren Augen, die Liebe in ihren Herzen und ihre Hingabe an Gott, zeugen von einem inneren Reichtum, der uns zutiefst berührt hat. Auch wenn wir traurig sind, uns von Priscilla und den anderen verabschieden zu müssen, werden die Erinnerungen an unseren Besuch durch unseren BibelStern-Clip mit Sicherheit noch lange lebendig bleiben.

Abendstimmung im Slum
Abendstimmung über Valle el Mirador

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Neu: WhatsApp-Kanal der Bibel Liga

Wir laden Sie ein, Mission hautnah mitzuerleben – über den neuen WhatsApp-Kanal der Bibel Liga. Denn wir nehmen Sie mit auf unsere Reise nach Peru.

Am Donnerstag, den 4. April geht es los: Als vierköpfiges Team der Bibel Liga machen wir uns auf den Weg nach Peru. Unser Ziel: Gemeinden besuchen, Gemeinschaft mit unseren peruanischen Geschwistern erleben und die Videos zur diesjährigen Aktion BibelStern drehen. 

Während unserer Reise nehmen wir Sie mit in die Slums der Hauptstadt Lima und zu den Menschen in den Anden, die in Dörfern auf knapp 4.000 Metern über dem Meeresspiegel leben. Wie geht es den Christen vor Ort? Wie lernen Menschen in Peru durch die Bibel Liga-Programme Gott und sein Wort kennen? Und wie groß ist die Bibelnot vor Ort? Diesen Fragen gehen wir während unserer Reise nach und möchten Sie gerne an unseren Erlebnissen teilhaben lassen.

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WhatsApp-Kanal Bibel Liga
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2. Tippen Sie auf „Kanal beitreten“

3. Tippen Sie oben rechts auf die Glocke, um keine Nachrichten aus Peru zu verpassen.

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Das Wort vom Kreuz

Da behaupten die Christen, dass ein Jude, der vor zweitausend Jahren von den Römern gekreuzigt wurde, der Erretter der Welt sei – und sein Tod für die Sünden der Menschheit bezahlt. Dieses Wort vom Kreuz ist heute wie damals für viele schwer erträglich. Warum es dennoch das beste Angebot aller Zeiten ist.

Jesus beanspruchte für sich, Sohn Gottes zu sein – und das, obwohl sein gesamtes Erscheinungsbild ihn als einen normalen Menschen auswies. Für die Juden war Jesu Anspruch eine Lästerung. Sie erwarteten den Messias, ja – aber in Macht und Herrlichkeit. Einen, der sie, das Volk Gottes, von der Bedrängnis der Römer, also unreiner Heiden, befreite. Deshalb wollten die Juden von Jesus Zeichen sehen. Machttaten, die ihn als den von Gott gesandten Messias auswiesen. „Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, so glaubt ihr nicht“ (Johannes 4, 48), sagte Jesus über sie. Und tatsächlich bekamen sie Zeichen in ausreichender Menge. Aber sie glaubten trotzdem nicht. War er nicht Sohn eines Zimmermanns aus Galiläa? Und endete er nicht am Kreuz, wie ein Verfluchter?

Bibel mit Markierungen
Kein Held und doch Erlöser?

Bei den Griechen – und mit ihnen die anderen Völker – lag der Knackpunkt woanders. Ihre Götter waren mächtige Helden, die man für den eigenen Vorteil gebrauchte – für Saat und Ernte, für Krieg und Frieden, für Liebe und Geschäft. Dass nun ausgerechnet ein gekreuzigter Jude der Erlöser sein soll, das erschien ihnen als Torheit schlechthin. Wo war da das Großartige und Heldische? Dieser Mann war doch ein offensichtlich Gescheiterter. Für gebildete Griechen war Jesus eine Zumutung. „Der natürliche Mensch vernimmt nichts vom Geist Gottes“, so Paulus dazu. „Er kann es nicht erkennen; denn es muss geistlich beurteilt werden“ (1. Korinther 2,14). „Denn das Wort vom Kreuz ist denen, die verlorengehen, Torheit; uns aber, die wir selig werden, ist es Gottes Kraft“ (1. Korinther 1,18).

Juden wie Griechen – und mit ihnen alle Menschen – sind für das Wort vom Kreuz blind, weil ihr Denken ganz und gar menschlich ist. Doch was in den Augen der Welt als Torheit erscheint, macht Gottes Weisheit aus. Er setzt mit seinem Heilsweg bewusst dort an, wo Menschenweisheit an Grenzen stößt. Was vordergründig schwach und dumm aussieht, ist nichts weniger als der von Gott gewählte Weg, seiner Gerechtigkeit zum Durchbruch zu verhelfen: Durch das Wort vom Kreuz.

Freude

Gottes Angebot zu unserer Rettung ist der stellvertretende Tod seines Sohnes am Kreuz. Wer im Glauben dieses Angebot annimmt, wird gerettet. „Denen aber, die berufen sind, Juden und Griechen, predigen wir Christus als Gottes Kraft und Gottes Weisheit“, so Paulus in 1. Korinther 1,24 zu seinen Zuhörern. Er war nicht der Meinung, er müsse für sie das Anstößige wegnehmen und es beschönigen. Er hat das Evangelium so gepredigt, wie es ist: Als Wort vom Kreuz. Paulus sagt: „das Evangelium ist die Kraft Gottes, die jedem, der glaubt, Rettung bringt. Das gilt zunächst für die Juden, es gilt aber auch für jeden anderen Menschen“ (Römer 1,16). Es liegt also Kraft in der Botschaft vom Kreuz. Es ist Gott selbst, der meinem Glauben hilft, wenn ich selbst an meine Grenzen stoße. Auch deswegen ist das Wort vom Kreuz eine frohe Botschaft: Denn es spendet Kraft Gottes.

[die Bibelstellen sind der Neuen Genfer und der Lutherübersetzung entnommen]

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„Wachsender Hunger nach Gottes Wort“

Jahresbericht 2023: 2,76 Millionen Menschen haben an einer Bibel Liga-Bibelgruppe teilgenommen
Bibelgruppe

Wir haben unseren Jahresbericht für 2023 veröffentlicht und freuen uns über eine Gesamtspendensumme von 1.206.929 Euro! Damit konnten wir in Ländern wie Kenia, Indien und Sri Lanka Bibellose mit Gottes Wort beschenken und im deutschsprachigen Raum mit unseren „Bibel-Appetizern” Lust aufs Bibellesen machen. Zusammen mit unserer Mutterorganisation Bibel Liga International haben wir es in über 40 Ländern 2,76 Millionen Menschen ermöglicht, an einer Bibelstudiengruppe teilzunehmen und ihre erste eigene Bibel in Empfang zu nehmen. Insgesamt 157.869 Frauen und Männer wurden geschult – sei es als Bibelkursleiter, Gemeindegründer oder Bibel-ABC-Lehrkräfte.

Der Jahresbericht gibt einen Überblick über die Verwendung unserer Spendengelder und stellt Menschen vor, deren Leben durch die Programme der Bibel Liga nachhaltig verändert wurde.

Viele Bestellungen von Bibel-Appetizern

Wir freuen uns auch über die hohe Nachfrage nach unseren Bibel-Appetizern im deutschsprachigen Raum. Das Tagebuch 365, Gebetshilfen, Bibellesepläne, Lesezeichen sowie Kärtchen und Sticker mit Bibelversen sollen Lust aufs Bibellesen machen und Gottes Wort in den Alltag bringen. „Im Jahr 2023 haben wir eine deutliche Zunahme der Bestellungen gesehen. Bei manchen Produkten haben sie sich fast verdoppelt“, sagt unser Geschäftsführer Reinhard Knödler. „Wir erleben einen wachsenden Hunger nach Gottes Wort im Alltag. Das merken wir nicht nur an dem steigenden Bedarf an Bibeln und Studienmaterial in unseren Einsatzländern, sondern auch an der Nachfrage nach unseren Produkten.“

Die Bibel-Appetizer kommen in Gottesdiensten, Jugendstunden oder als Geschenk zum Einsatz und sind kostenlos erhältlich. Eine freiwillige Spende zur Deckung der Produktionskosten und Unterstützung der Missionsprojekte ist willkommen.

BibelBeter-Beutel

Alle detaillierten Infos finden Sie hier.

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BibelStern: Über 29.100 Bibeln für Kenia

Bei der Aktion BibelStern haben 188 Kirchen, christliche Gemeinden und Kleingruppen und viele Einzelspender aus dem deutschsprachigen Raum teilgenommen. Insgesamt ist bei der Aktion 2023 eine Spendensumme von 204.148 Euro zusammengekommen. Das Geld ist bestimmt für Gemeinden in Kenia. Sieben Euro ermöglichen einer Person die Teilnahme an einem Bibelkurs und eine erste eigene Bibel. Insgesamt 29.164 Kenianer können durch die Aktion beschenkt werden.

Eine Gruppe junger Bibelleser

Kenia: Gefahr von sektiererischen Gruppen

Kenia weist eine bunte Landschaft an christlichen Denominationen und Kirchen auf. Doch eine Herausforderung der Christen ist die wenig ausgeprägte Lesekultur. „Viele Gläubige verlassen sich allein auf Predigten, die sie im Gottesdienst oder im Radio hören, ohne selbst im Wort Gottes nachzulesen. Das birgt die Gefahr, dass sich Irrlehren ausbreiten“, sagt Bibel Liga-Leiter Reinhard Knödler. Er war im Januar 2023 mit einem Team vor Ort. Ein warnendes Beispiel ging im April 2023 durch die Presse: Sektenführer Paul Makenzi hatte seine Anhänger dazu gebracht, sich im Namen des Glaubens zu Tode zu hungern. „Umso wichtiger ist das Philippus-Programm der Bibel Liga, bei dem Menschen unter Anleitung in Gemeinschaft Bibeltexte lesen“, so Knödler. „Indem sie die Bibel studieren, können sie sektiererische Tendenzen leichter erkennen.“

80% der Kenianer besitzen keine eigene Bibel

Die lokalen Bibel Liga-Mitarbeiter arbeiten mit Gemeinden, Schulen und Gefängnissen zusammen – vor allem in solchen Regionen, in denen sich die meisten eine eigene Bibel nicht leisten können. „Im ländlichen Raum besitzen etwa 80% der Menschen keine eigene Bibel“, so die Einschätzung von Bibel Liga-Landesleiterin Louiza Mwalekwa. Doch der geistliche Hunger ist groß. Mehr als 90.500 Interessierte haben im letzten Jahr an einer Bibelstudiengruppe teilgenommen und eine eigene Bibel erhalten. „Viele Menschen kommen durch die angebotenen Bibelgruppen zum Glauben. Manche sind noch gar keine Christen, obwohl sie in die Kirche gehen. Sie haben sich nie selbst mit dem Wort Gottes beschäftigt und die Rettung für sich angenommen“, erklärt Louiza weiter. Die mehrwöchigen Philippus-Kurse sollen Klarheit schaffen, was Evangelium und Jüngerschaft bedeuten.

Endlich eine eigene Bibel

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Der YouTube-Kanal der Bibel Liga

Wie sieht das Leben eines Goldminenarbeiters in Kenia aus? Was macht ein Gemeindegründer in Nepal? Und was bewegt einen Fischer in Mexiko? Die Lebenswelt unserer Geschwister in den Einsatzländern unterscheidet sich oft sehr stark von der unsrigen. Uns in Deutschland fällt es oft schwer, uns vorzustellen, dass es Menschen gibt, die sich keine Bibel leisten können. Wir merken immer wieder: Ein Bild sagt manchmal mehr als tausend Worte. Ein Video sogar noch mehr. Deshalb bringen wir von den Reisen in unsere Partnerländer kurze Videos mit, die Ihnen einen Einblick geben, wie die Menschen vor Ort leben und was Ihre Hilfe bewirkt.

Stöbern Sie jetzt auf unserem YouTube-Kanal nach Geschichten, die Sie interessieren und tauchen Sie in die Welt von Bibelgruppenleitern in Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa ein!

Übrigens: Wenn Sie unseren Kanal abonnieren (auf die Glocke klicken), werden Sie benachrichtigt, wenn wir ein neues Video hochladen. Die Videos können auch in Gottesdiensten und Hauskreisen eingesetzt werden, z.B. als Inspiration, wie Gott weltweit seine Gemeinde baut.

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Indien: Liebt eure Feinde

„Wir werden alle Christen aus diesem Dorf vertreiben!“ Diese Worte hörte Sukumari fast täglich, seit sie zum Glauben an Jesus gefunden hat. Zusammen mit ihrem Mann, ihren drei Kindern und ihrer Schwägerin lebt sie in einem kleinen Dorf in der Provinz Odisha, im Südosten Indiens. Früher hat sie, wie die meisten in ihrem Dorf, Pflanzen und Gegenstände als Götter verehrt. Heute ist sie Bibel-ABC-Lehrerin und unterrichtet Kinder und erwachsene Analphabeten in ihrem Dorf. Doch sich zu Jesus zu bekennen und anderen vom Evangelium zu erzählen, bleibt in der überwiegend hinduistisch geprägten Gesellschaft Indiens nicht ohne Folgen.

Sukumari
Weder Zauberei noch Tieropfer können heilen

Die Mehrheit in Sukumaris Dorf sind Hindus. Auch ihre Familie praktizierte früher die Puja-Rituale. Puja heißt so viel wie „Verehrung“ und ist eine tägliche Zeremonie, bei der Gegenstände oder Pflanzen als Symbole für die Götter angebetet werden. Als Sukumaris kleiner Sohn schwer krank wurde, brachten sie ihn zu einem Medizinmann. Doch weder der religiöse Führer noch die Tieropfer machten ihren Sohn gesund. Zwei Jahre schon hatte der Junge unter der Krankheit gelitten als Sukumari und ihr Mann beschlossen, sich einer christlichen Gemeinde anzuschließen – in der Hoffnung, dass dieser Gott ihren Sohn vielleicht heilen könnte. Sie fragten den Pastor: „Wieviel muss man zahlen, um Teil der christlichen Gemeinschaft zu werden?“ „Ihr braucht nichts zu zahlen. Ihr könnt gerne einfach in den nächsten Gottesdienst kommen“, antwortete dieser. Und das taten sie. In den darauffolgenden Wochen gingen sie in den Gottesdienst und beteten immer wieder für ihren Sohn. Der Pastor besuchte sie auch zu Hause, um für Heilung zu beten. Und tatsächlich: Jede Woche ging es dem Kind besser, bis die Krankheit schließlich ganz verschwand.

Weder Zauberei noch Tieropfer können heilen

Dass Sukumari und ihre Familie ihr Leben Jesus unterstellt hatten, war vielen Leuten im Dorf ein Dorn im Auge. „Wir gaben kein Geld mehr für die gemeinschaftlichen Puja-Rituale im Dorf und erklärten, warum wir daran nicht mehr glaubten“, erzählt sie. Daraufhin bedrohten einige Dorfbewohner die Familie: „Wir werden alle Christen aus diesem Dorf vertreiben!“ Immer wieder versuchten sie, Sukumari und ihre Familie einzuschüchtern, indem sie ihnen den Zugang zum Fluss verweigerten oder die Wasserbehälter von ihrem Grundstück stahlen. Einmal töteten sie einen ihrer Ochsen. Ein anderes Mal kam ein Nachbar mit einer Rute, um sie zusammenzuschlagen. Doch bevor er die Familie erreichen konnte, die gerade auf dem Feld arbeitete, rutschte er aus und erschrak sich so sehr, dass er wieder kehrtmachte. Sukumari ertrug alle Feindseligkeiten im Vertrauen auf Gott, dass er für sie sorgen würde. „Herr, du weißt alles“, wurde zu ihrem täglichen Hilfeschrei. Und sie erlebten tatsächlich, wie Gott sie versorgt: Nie mussten sie Durst leiden und auch ihre Felder brachten weiterhin Ertrag ein – obwohl der Zugang zum Wasser sabotiert war.

Sukumari mit Mann
Sukumari erzählt ihren Feinden vom Evangelium

Als ihr Pastor ihr vom Bibel-ABC-Programm der Bibel Liga erzählte, war Sukumari sofort begeistert. Sie ließ sich zur Kursleiterin ausbilden und lud die Dorfbewohner ein, an ihrem Alphabetisierungskurs teilzunehmen – sogar diejenigen, die ihr feindlich begegneten. Tatsächlich stieß der Kurs auf großes Interesse. Mittlerweile unterrichtet Sukumari eine Bibel-ABC-Klasse für Kinder aus nicht-christlichen Familien. Auch die Eltern kommen aus Neugierde hin und wieder zum Unterricht. Außerdem unterrichtet Sukumari Analphabeten aus ihrem Dorf, die nicht die Möglichkeit hatten, zur Schule zu gehen. Durch die biblischen Geschichten, anhand derer Lesen und Schreiben vermittelt wird, sind bereits einige zum Glauben gekommen. Jeden Sonntagmorgen treffen sich die fünf gläubigen Familien in Sukumaris Haus, um dort einen Gottesdienst zu feiern. „Der Widerstand hat allmählich etwas nachgelassen“, erzählt Sukumari froh. „Ich bin der Bibel Liga sehr dankbar, dass wir nun eigene Bibeln besitzen und ich auch meine Kinder mit Gott und seinem Wort vertraut machen kann.“ Denn Sukumaris Herzenswunsch ist, dass immer mehr Menschen in ihrem Dorf und der umliegenden Region zum Glauben an Jesus finden.

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