Von der befreienden Kraft der Vergebung

Wenn Isidora den Raum betritt, dann bleibt das nicht unbemerkt. Ihr lautes Lachen und ihre lebhafte Art, Geschichten zu erzählen, verbreiten eine ansteckende Fröhlichkeit. „Ich bin so dankbar, was Gott alles in meinem Leben getan hat“, sagt sie und sofort füllen sich ihre Augen mit Tränen. Das quirlige Energiebündel sitzt auf einmal still und ehrfürchtig da, während ihr die Tränen über die Wange laufen. Denn ihre Vergangenheit ist alles andere als einfach gewesen – doch Gott hat ihren Schmerz in Freude verwandelt.

Isidora
Diebstahl und Gewalt in der eigenen Familie

Zusammen mit ihrem Mann Wilfredo und ihren zwei Töchtern lebte Isidora in Salamanca, einem Stadtteil im Zentrum von Lima. Immer wieder erhielt sie Anrufe von ihrer Mutter, die an ihrem Sohn, Isidoras Bruder, verzweifelte. Isidora versuchte zu helfen, wo sie konnte, und bot schließlich an, dass er zu ihr und ihrer Familie ziehen könne. Ihr Bruder zog ein, doch sein Lebenswandel verschlimmerte sich. Er bestahl die eigene Familie und wurde immer wieder gewalttätig. In Isidora staute sich ein tiefer Groll an. „Ich habe ihn dafür gehasst, was er unserer Familie antat. Ich hätte ihn am liebsten umgebracht.“ Der Bruder zog aus, doch Isidoras Groll blieb.

„Bist du denn größer als Gott?“

Gefangen in Hass und Rachegefühlen verbrachte Isidora viele bittere Jahre, bis schließlich eine Freundin, die Christin war, sie ermutigte, ihrem Bruder zu vergeben. „Bist du denn größer als Gott, der uns doch auch vergibt?“, fragte die Freundin auf Isidoras vehemente Ablehnung hin. Das wirkte. Nach Wochen des inneren Kampfes gab Isidora schließlich nach. Sie fuhr zu ihrem Bruder und sprach Vergebung aus – und das, obwohl dieser nach wie vor keine Reue zeigte. „In dem Moment fühlte ich mich wie ein Vogel in einem Käfig, dem man endlich die Tür aufgemacht hat“, sagt sie rückblickend. Sie entschuldigte nicht das Verhalten ihres Bruders – doch zu vergeben war für Isidora der Start in ein Leben in Freiheit.

Isidora beim Lobpreis

Jahre später folgte sie Gottes Ruf, mit ihrer Familie nach Valle el Mirador, eine der ärmsten Gegenden des Landes, zu ziehen und dort Gemeinde zu bauen. Dort gibt es mittlerweile sieben Philippus-Gruppen. Eine davon leitet Isidora selbst. Mit ihrem ganzen Leben dient sie nun Gott. 

Zusammen mit ihrem Mann hat Isidora diese Gemeinde gegründet.
Zusammen mit ihrem Mann hat Isidora diese Gemeinde gegründet.
Isidora mit ihrer Bibelstudiengruppe
Isidora mit ihrer Bibelstudiengruppe

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Wie im Film: Zu Besuch in einem Bergdorf in den Anden

Momentan ist ein vierköpfiges Team der Bibel Liga in Peru unterwegs, dem diesjährigen BibelStern-Land. Gemeinsam mit Alejandro, dem Leiter der peruanischen Bibel Liga, besuchen sie Gemeinden und Bibelstudiengruppen und sammeln Material für das nächste Bibelbeweger-Magazin und den BibelStern-Clip. Im Reiseblog nimmt das Team Sie mit nach Peru.

Nach unserer Zeit in Lima geht es für uns nun weiter nach Cusco, der ehemaligen Inka-Hauptstadt. Cusco liegt auf 3.200 Meter über dem Meeresspiegel und wir merken schon beim Aussteigen aus dem Flugzeug, dass die Luft hier oben etwas dünner ist. Bereits ein paar wenige Stufen bringen uns ganz schön aus der Puste. Bis auf leichte Kopfschmerzen bleiben wir aber zum Glück von der Höhenkrankheit verschont. In unserer Unterkunft angekommen, bekommen wir erst einmal den berühmten Koka-Tee serviert. Er soll helfen, dass Beschwerden wie Müdigkeit und Kopfschmerzen, die aufgrund der Höhe oft auftreten, besser werden. Aus Koka-Blättern wird zwar Kokain hergestellt, jedoch ist der Wirkstoff in den Blättern ohne den chemischen Prozess sehr gering, sodass der Tee hier ohne Bedenken zum Nationalgetränk gehört. Wir probieren und sind erstaunt, dass er gar nicht so schlecht schmeckt.  

Wie eine Filmkulisse

Am nächsten Morgen geht es für uns weiter in die Berge nach Matinga, einem kleinen Dorf in den Anden auf 3.700 Meter. Allein die Fahrt ist atemberaubend. Während wir uns die Serpentinen hinauf- und hinunterschlängeln, zieht uns das Bergpanorama in seinen Bann. Nach einer guten halben Stunde erreichen wir Matinga. Das kleine Dorf mit seinen 400 Einwohnern erinnert uns an eine Filmkulisse: Kinder, die Schafe auf die Weide bringen, Frauen mit schwarzen langen Zöpfen, die Schubkarren mit Getreide schieben und Leute in Gummistiefeln, die ihre Karotten im Fluss putzen – was für uns wie ein Ausschnitt aus einem Film wirkt, ist in Matinga Realität. Eine einzige geteerte Straße zieht sich durch den Ort, auf der jedoch mehr Tiere laufen, als dass Autos fahren. Es scheint fast, als wäre hier die Zeit einfach stehengeblieben.

Dorfleben in Matinga
Dorfleben in Matinga
Hirtenjunge
Hirtenjunge
Schafsfelle als Matratzen

In der Gemeinde treffen wir Kinderbibelgruppenleiterin Dina, die uns ein wenig von ihrem Leben in den Anden erzählt und uns ihr Zuhause zeigt. „Zusammen mit meiner Schwester habe ich immer morgens vor der Schule unsere Schafe auf die Weide gebracht. Nach der Schule haben wir sie wieder abgeholt und dabei Lobpreislieder gesungen“, erinnert sich Dina. Ihre Kindheit hat sie als sehr positiv in Erinnerung, obwohl ihre Familie früher sehr arm war. „Manchmal hatten wir nicht genug zu essen“, sagt sie. In ihrem Elternhaus treffen wir Dinas Eltern. Stolz zeigen sie uns ihre Schafsfelle, die sich neben dem Stall stapeln. Ihr Vater hält uns eines der Felle hin und fordert uns auf, es anzufassen. Es fühlt sich wunderbar weich an. „Früher hatten wir nicht genug Geld, um uns ein Bett oder eine Matratze leisten zu können“, erzählt er. „Dann haben wir einfach ein paar Felle auf dem Boden ausgebreitet und zusammen mit unseren Kindern darauf geschlafen.“ Dinas Mutter kommt nun dazu und hält eine bunte Decke in den Händen. „Die hat sie selbst gemacht“, sagt ihr Mann stolz. Wir sind begeistert. Wie Dinas Familie leben die meisten Familien in Matinga von der Subsistenzwirtschaft und verdienen durch den Anbau von Karotten, Erdbeeren oder Blumen, die sie auf den Märkten verkaufen, den Lebensunterhalt für ihre Familien. „Heute sind die meisten Familien hier nicht mehr so arm. Der Verkauf von Obst und Gemüse läuft gut“, sagt Dina froh. Wir müssen schlucken. Aus unserer europäischen Perspektive wirkt das Leben hier immer noch arm: kleine Häuser aus Lehm, in denen zum Teil ein Dutzend Leute leben, kochen über offenem Feuer und als Fortbewegungsmittel bleiben oft nur die eigenen Füße. Die Zufriedenheit der Menschen fasziniert uns.

Dinas Eltern
Dinas Eltern
Frauen kochen zusammen
Frauen kochen zusammen
Feierliche Bibelübergabe

An unserem letzten Tag in dem kleinen Bergdorf feiert die Gemeinde eine Abschlussfeier der Kinderbibelgruppen. Das Programm Philippus-Junior ist hier seit einigen Jahren sehr erfolgreich. Auch Dina leitet aktuell eine Gruppe mit mehr als 20 Kindern. In dem kleinen Innenhof des Gemeindehauses kochen Frauen aus dem Dorf das gemeinsame Essen: eine halbe Kuh wird für diesen besonderen Anlass zubereitet. Viele Dorfbewohner sind Christen und besuchen eine der drei Gemeinden im Umkreis. Zu der feierlichen Bibelübergabe kommen auch Kinder aus dem Nachbardörfern, die das Programm erfolgreich abgeschlossen haben. Der Nachmittag ist chaotisch, überall wuseln Kinder herum, während vorne eine kleine Lobpreisband spielt. Dina überreicht den Kindern feierlich ihre Kinderbibeln und schon bald sitzen die Mädchen und Jungen zusammen und blättern neugierig durch die bunten Seiten. Zum Abschluss gibt es ein gemeinsames Abendessen und dann heißt es für uns auch schon Abschiednehmen. Wir freuen uns sehr über die vielen eindrücklichen Erlebnisse der letzten Tage und sind dankbar, dass die Menschen uns mit so großer Freude Einblicke in ihr Leben gegeben haben. Das besondere Lebensgefühl dieses Ortes werden wir so schnell nicht vergessen.

Bibelfeier

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Zu Besuch an einem der ärmsten Orte der Welt

Momentan ist ein vierköpfiges Team der Bibel Liga in Peru unterwegs, dem diesjährigen BibelStern-Land. Gemeinsam mit Alejandro, dem Leiter der peruanischen Bibel Liga, besuchen sie Gemeinden und Bibelstudiengruppen und sammeln Material für das nächste Bibelbeweger-Magazin und den BibelStern-Clip. Im Reiseblog nimmt das Team Sie mit nach Peru und teilt erste Erlebnisse.

Team
Samuel, Alba, Maya und Reinhard (v.l.) besuchen Christen in Peru
„Leben in Fülle“ – mitten im Slum

Das Viertel auf einem der Hügel rund um Lima zu erreichen, ist bereits ein kleines Abenteuer. Unseren Mietwagen mussten wir unten abstellen, denn die extrem steilen und staubigen Straßen kann ein Auto kaum erklimmen. Weiter ging es in kleinen Gefährten, die in Peru „Motorrad-Taxis“ genannt werden: motorradähnliche Gefährte, die mit einem Eisengestell umbaut sind und auf dessen Rückbank drei Leute Platz finden – zumindest mehr oder weniger. Mit knatterndem Motor und immer wieder durchdrehenden Reifen ging es hinauf, vorbei an riesigen Steinhaufen, kleinen Hütten und unzähligen Straßenhunden, die zwischen spielenden Kindern herliefen. Unser Ziel: ein kleines, unscheinbares Gemeindegebäude aus roten Ziegeln mit dem Namen „Vida abundante“, zu Deutsch „Leben in Fülle“. Pastor Wilfredo hat die Gemeinde zusammen mit seiner Frau vor elf Jahren gegründet und mithilfe der Bibel Liga Bibelstudiengruppen eingeführt. Drei Tage haben wir mit der Bibelgruppenleiterin Priscilla, ihrer Familie und der Gemeinde verbracht, um ihre Geschichte im diesjährigen BibelStern-Clip vorzustellen.

Samuel filmt die abenteuerliche Fahrt mit dem Taxi den Berg hinauf
Samuel filmt die Fahrt mit dem Motorrad-Taxi
Reinhard und Samuel bei den Dreharbeiten in Peru für den BibelStern-Clip 2024
Priscilla erzählt ihre Geschichte für den BibelStern-Clip
Geschwisterliche Herzlichkeit

Wir haben Interviews geführt, Fotos geschossen, das Leben von Priscilla, ihrer Familie und ihre Bibelgruppe gefilmt, haben zusammen gegessen, gebetet und geweint – fast fühlt es sich an, als wären wir in der Zeit zu einer kleinen Familie zusammengewachsen. Die Herzlichkeit, mit der uns die Menschen trotz ihrer schwer ertragbaren Lebensumstände empfangen haben, hat uns immer wieder sprachlos gemacht. Diese Menschen sind zwar äußerlich alles andere als reich – doch die Freude in ihren Augen, die Liebe in ihren Herzen und ihre Hingabe an Gott, zeugen von einem inneren Reichtum, der uns zutiefst berührt hat. Auch wenn wir traurig sind, uns von Priscilla und den anderen verabschieden zu müssen, werden die Erinnerungen an unseren Besuch durch unseren BibelStern-Clip mit Sicherheit noch lange lebendig bleiben.

Abendstimmung im Slum
Abendstimmung über Valle el Mirador

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Neu: WhatsApp-Kanal der Bibel Liga

Wir laden Sie ein, Mission hautnah mitzuerleben – über den neuen WhatsApp-Kanal der Bibel Liga. Denn wir nehmen Sie mit auf unsere Reise nach Peru.

Am Donnerstag, den 4. April geht es los: Als vierköpfiges Team der Bibel Liga machen wir uns auf den Weg nach Peru. Unser Ziel: Gemeinden besuchen, Gemeinschaft mit unseren peruanischen Geschwistern erleben und die Videos zur diesjährigen Aktion BibelStern drehen. 

Während unserer Reise nehmen wir Sie mit in die Slums der Hauptstadt Lima und zu den Menschen in den Anden, die in Dörfern auf knapp 4.000 Metern über dem Meeresspiegel leben. Wie geht es den Christen vor Ort? Wie lernen Menschen in Peru durch die Bibel Liga-Programme Gott und sein Wort kennen? Und wie groß ist die Bibelnot vor Ort? Diesen Fragen gehen wir während unserer Reise nach und möchten Sie gerne an unseren Erlebnissen teilhaben lassen.

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WhatsApp-Kanal Bibel Liga
WhatsApp-Kanal beitreten: So geht’s!

1. Scannen Sie mit der Kamera ihres Smartphones den QR-Code. Lesen Sie diese Zeilen gerade bereits auf dem Smartphone? Dann klicken Sie einfach hier!

(Mozilla Firefox erkennt nicht, wenn man WhatsApp installiert habt. Kopieren Sie den Link dann in einen anderen Browser, z.B. Chrome)

2. Tippen Sie auf „Kanal beitreten“

3. Tippen Sie oben rechts auf die Glocke, um keine Nachrichten aus Peru zu verpassen.

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„Gott will mich im Slum gebrauchen“

Vor unserer Abreise aus Kenia besuchten wir als Bibel Liga-Team die Restauration Miracle Church in Nairobi. Etwa 120 Christen treffen sich hier, um Gott anzubeten – mitten in Mukuru, dem zweitgrößten Slum Nairobis. Etwa 100.000 Leute leben hier; die meisten vorübergehend. Sobald sie mehr finanzielle Stabilität haben, ziehen sie von diesem beengten, dreckigen Ort weg. Pastor Lazarus ist eine Ausnahme. Vor 20 Jahren hat er die Gemeinde gegründet und sich entschieden, zusammen mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Mukuru zu bleiben. Egal, wie unschön die Lebensumstände sein mögen, weiß er, dass Gott ihn dort haben will. „Erst wenn die Menschen merken, dass sie einen Platz in deinem Herzen haben und man sich wirklich kümmert, hören sie auch auf deine Worte“, erklärt Lazarus. Dieses Motto hat er zutiefst verinnerlicht. Die Leute respektieren ihn und wissen, dass sie ihm wirklich wichtig sind.

Pastor Lazarus im Gespräch mit dem deutschen Team
Pastor Lazarus im Gespräch mit dem deutschen Team
Laut und voller Hingabe singen die Geschwister zu Gottes Ehre
Laut und voller Hingabe singen die Geschwister zu Gottes Ehre
Gemeindebau mitten im Slum

Als wir den geräumigen, kahlen Kirchenraum betreten, ist diese Herzlichkeit deutlich zu spüren. Mit einem langen Händedruck und einem Lachen, das seine Augen aufleuchten lässt, nimmt Pastor Lazarus uns in Empfang. Zur Begrüßung werden wir in sein Büro geführt – ein acht Quadratmeter großer Raum ohne Fenster. Ein Sofa und ein Schreibtisch füllen den Raum aus. Begeistert berichtet Lazarus uns von der Umsetzung des Philippus-Programms in seiner Gemeinde. Nach ein paar Minuten fällt der Strom aus und wir sitzen im Stockdunkeln. Doch das bringt den Pastor nicht aus der Ruhe. Im Dämmerlicht unserer Handytaschenlampen erzählt er uns mit leuchtenden Augen von seiner Vision für die Gemeinde.

Laut und leidenschaftlich Gott anbeten

Dann beginnt der Gottesdienst. Es ist bereits der zweite an diesem Sonntag. Von 8 bis 10 Uhr haben sich die Leute schon einmal getroffen, um Gott anzubeten. Nach einer kleinen Pause startet um 11 Uhr nun der zweite. Anders als in Deutschland ist für die Christen in Kenia der ganze Sonntag für die Gemeinde reserviert. Daher macht es niemandem etwas aus, wenn sich das Programm über vier bis fünf Stunden erstreckt. Das vierköpfige Lobpreisteam erinnert an so manche Gemeinde in Deutschland. Nur die Lautstärke übertrifft dank großer Lautsprecher alles, was unsere deutschen Ohren bisher gehört haben. Für uns als Besucher, die in der ersten Reihe sitzen sollen, gar nicht mal so angenehm. Wir tragen es mit Fassung und lassen uns trotzdem von dem hingegebenen Lobpreis mitreißen. Nach den ersten zwei Liedern fällt der Strom ein zweites Mal aus. Dem Generator, den wir beim Betreten der Kirche gesehen habe, scheint das Benzin ausgegangen zu sein. Die Gemeinde lässt sich davon aber nicht aus dem Konzept bringen und singt inbrünstig A-Capella weiter. Nach der obligatorischen Vorstellungsrunde, bei der jeder von uns einige Worte an die Gemeinde richtet, beginnt Pastor Lazarus zu predigen. Leidenschaft spricht aus jedem seiner Worte. Im Anschluss an den Gottesdienst finden Philippus-Bibelgruppen statt.

Letzte Filmaufnahmen
Letzte Filmaufnahmen
Zeit, Abschied zu nehmen

Dann ist es Zeit für uns, Abschied zu nehmen. Von der Gemeinde geht es für uns direkt zum Flughafen. Wir schütteln eifrig Hände und tauschen Umarmungen aus. Wir sind allen Gemeinden, Kleingruppen und dem kenianischen Bibel Liga-Team unendlich dankbar, dass sie uns so herzlich aufgenommen haben. Auch wenn wir nun wieder abreisen, freuen wir uns, dass für die Pastoren und Philippusse das gleiche gilt, wie für Pastor Lazarus: Es geht um langfristige, lebensverändernde Beziehungen. Denn sie sind gekommen, um zu bleiben.

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Wie Gott Mädchen im Schulalltag begegnet

Disziplin wird großgeschrieben an der Goibe Secondary School, einer Mädchenschule östlich von Kisumu (Kenia). Mehr als 1.000 Schülerinnen im Alter zwischen 12 und 18 Jahren leben und lernen hier. Wir besuchen Goibe im Rahmen unserer Reise in das BibelStern-Land 2023, weil die Schule die Kurse der Bibel Liga einsetzt.

Mitarbeiterin aus dem Bibel Liga-Team spricht zu den Schülerinnen
Maya Knodel aus dem Bibel Liga-Team spricht zu den Schülerinnen
Eine besondere Schulversammlung

Als wir als Bibel Liga-Team in Empfang genommen werden, beginnt gerade die morgendliche Versammlung. Jeden Montag und Freitag stellen sich die Schülerinnen im Halbkreis um das Hauptgebäude auf, um gemeinsam in den Tag zu starten. Auf die organisatorischen Ankündigungen der Lehrerinnen und Lehrer folgt eine Andacht und ein gemeinsam gesungenes Lied. Heute jedoch ist ein besonderer Tag. Es ist nicht nur der erste Tag nach den großen Schulferien in Kenia, sondern es findet auch eine Abschlussfeier der Philippus-Bibelstudienkurse statt. Insgesamt 477 Mädchen bekommen eine eigene Bibel. Einige der Schülerinnen tragen Kartons mit Bibeln auf der Schulter und stellen sie in den Halbkreis. Spannung liegt in der Luft. Auch unser Besuch sorgt für aufgeregtes Getuschel. Nachdem wir als Bibel Liga-Team einige Worte an die Mädchen gerichtet und sie ermutigt haben, Gottes Wort zu studieren und sich von Gott gebrauchen zu lassen, beginnt die festliche Bibelübergabe.

Sehnsüchtig erwartet: Kartons voller Bibeln!
Sehnsüchtig erwartet: Kartons voller Bibeln!
Leuchtende Augen bei der Bibelübergabe

Zuerst kommen die Lehrerinnen und Lehrer sowie andere Angestellte der Schule, die ebenfalls am Philippus-Programm teilgenommen haben, nach vorne und bekommen eine Bibel überreicht. Die Lieblingslehrer werden besonders lautstark beklatscht und es geht eine Welle des Jubels durch die Reihen. Danach dürfen sich all die Schülerinnen aufreihen, die bereits den gesamten Bibelkurs als Kleingruppe absolviert haben. Vergleicht man diese Bibelübergabe mit ähnlichen Zeremonien in Kirchen, die wir besucht haben, so sind die Gesichter der Mädchen eher ernst. Kein Wunder, denn das Schulsystem in Kenia setzt auf Disziplin und Höflichkeit. Ausgelassenes Gelächter ist eher selten zu hören. Dennoch sehen wir in viele leuchtende Augen und so manches Mädchen kann sich ein Kichern nicht verkneifen.

Eine Philippus-Bibelgruppe beim Studium
Eine Philippus-Bibelgruppe beim Studium
Mitarbeiterin interviewt Shanice, Covenant und Blessings
Maya Knodel interviewt Shanice, Covenant und Blessings
Gottes Wort ermutigt im Schulalltag

Nach der Zeremonie geht es für die Schülerinnen in die Klassen, wo der Unterricht wiederaufgenommen wird. Sage und schreibe 68 Schülerinnen sitzen zusammen in einem Klassenraum und begrüßen uns herzlich, als wir ihnen Hallo sagen. Jede von ihnen hat ihren eigenen kleinen Tisch. Platz zum Durchgehen ist allerdings so gut wie keiner. Drei der Mädchen begleiten uns nach draußen und erzählen, was ihnen am Philippus-Programm besonders gefallen hat. Sie alle wurden durch die Bibelgruppen ermutigt, sich in ihren täglichen Herausforderungen – seien es der Neid der Mitschülerinnen oder schwierige Familienverhältnisse zu Hause – an Gott zu wenden. In seinem Wort haben sie Antworten gefunden. Von der Reserviertheit, die man heute Morgen bei der Versammlung gespürt hat, ist nun kaum noch etwas zu merken. Offen und ehrlich, und das ein oder andere Mal sogar mit den Tränen kämpfend, erzählen sie, wie sie zum Glauben gekommen sind. Und zwischen die bewegenden Geschichten mischt sich tatsächlich das ein oder andere Mal ein strahlendes Lächeln.

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Abenteuerliche Dreharbeiten in einer Goldmine

Wir sind bereits seit einigen Tagen in Migori, im Südwesten von Kenia, um Material für die Aktion BibelStern 2023 zu sammeln. Heute berichten von unseren abenteuerlichen Dreharbeiten in einer Goldmine! Denn das ist das Besondere an Migori: Die Landschaft ist übersät mit unzähligen Goldminen, in denen viele Kenianer ihr täglich Brot verdienen. Was bei uns Deutschen Bilder von riesigen Industrieanlagen hervorruft, ist in Wirklichkeit sehr viel unscheinbarer. Oft befinden sich die Schächte der Goldminen auf Privatgrundstücken nur wenige Meter von den Wohnhütten entfernt. Ein Schacht hat oft nur einen Durchmesser von einem Meter. Hinzu kommt ein zweiter Aushub, durch den die Minenarbeiter seitlich in den Schacht hinunterklettern. Lediglich durch einen kleinen Seilzug, der die Säcke mit Gestein nach oben transportiert, lässt sich aus der Ferne erkennen, dass sich dort eine Mine befindet.

Vorbereitungen für den Abstieg in die Goldmine

Unsere beiden Protagonisten für den diesjährigen BibelStern-Clip, Calvin und Stephen, arbeiten in einer solchen Mine. Für uns als Bibel Liga-Team ist das spannendes Neuland. Kameramann Samu und Fotograf Christoph sind sofort Feuer und Flamme und wollen die Gelegenheit beim Schopf packen, die beiden in die Mine zu begleiten. Doch das ist leichter gesagt als getan. Um in die Mine hinabzusteigen, braucht man einiges an Equipment und gute Kletterkünste. Kurzerhand werden für Samu und Christoph Gummistiefel und Stirnlampen organisiert, Säcke geholt, in denen die Kameras verstaut werden können und Leitern aus Holz gebaut, damit die beiden den Abstieg in die Mine meistern können.

Reinhard und Samu verstauen die Kamera
Reinhard und Samu verstauen die Kamera
Dreharbeiten in der Goldmine
20 Meter hinab in die Tiefe

Alles ist bereit. Es kann losgehen. Stephen geht voraus und hinter ihm klettern Samu, Christoph und Calvin die Holzleitern hinunter in die Tiefe. Insgesamt 20 Meter tief geht es hinab. An den Wänden läuft Wasser herunter – eine Mischung aus Regenwasser der letzten Nacht und Grundwasser – sodass die vier aufpassen müssen, nicht auszurutschen. Unten angelangt befinden sich wider Erwarten keine Gänge. Gerade einmal drei bis vier Personen können hier nebeneinander stehen. Die Gummistiefel leisten gute Dienste, denn am Boden steht 20 Zentimeter hoch das Wasser. Die LED-Lampen, die Samu und Christoph mitgenommen haben, tauchen die Felsbrocken in dämmriges Licht und die Dreharbeiten können beginnen.

Das Abenteuer hat sich gelohnt

Gespannt warten Reinhard und die anderen des Teams währenddessen über Tage. Nach anderthalb Stunden tut sich was. Vier ziemlich schmutzige, aber sehr glückliche Männer klettern langsam aus dem Schacht. Für Samu und Christoph ein besonderes Erlebnis, das sie nicht nur an ihre persönlichen Grenzen geführt hat, sondern auch eine Hochachtung vor Stephen und Calvin empfinden lässt, die den Abstieg täglich auf sich nehmen. Samu und Christoph freuen sich schon darauf, das Video- und Fotomaterial zu sichten. Ihr Fazit: Das Abenteuer hat sich gelohnt.

Calvin und Stephen holen das Gestein mit einem Seilzug nach oben
Calvin und Stephen holen das Gestein mit einem Seilzug nach oben

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Deutsche Pünktlichkeit trifft auf kenianische Gemütlichkeit

Seit Freitag sind wir als vierköpfiges Team in Kenia unterwegs, um Material über das BibelStern-Land 2023 zu sammeln. Die Bibel Liga-Landesleiterin Louiza und der Programmleiter Kizito empfingen uns sehr herzlich in der Hauptstadt Nairobi. Am nächsten Tag ging es für uns alle weiter nach Kisumu, wo uns gleich die erste kulturelle Überraschung erwartete. Der Fahrer, der die Bibeln abholen und in das 180 km entfernte Migori transportieren sollte, beteuerte am Telefon immer wieder, er sei in fünf Minuten bei uns – was sich allerdings auch nach eineinhalb Stunden Wartezeit nicht bewahrheitet hatte. Auch wenn hier das Motto pole pole (langsam, langsam) vielen in Fleisch und Blut übergegangen ist, fanden selbst unsere kenianischen Mitarbeiter, dass wir nicht davon ausgehen sollten, dass der Fahrer „nun aber wirklich in fünf Minuten bei uns ist“, wie er versicherte. Kurzerhand wurde umgeplant, ein neuer Fahrer organisiert, den wir am Flughafen in Kisumu angesprochen hatten, und los ging die Reise nach Migori.

Reinhard im Gespräch mit Louiza und Kizito
Reinhard im Gespräch mit Louiza und Kizito
Christoph und Kizito laden Bibeln aus
Christoph und Kizito laden Bibeln aus
Eine gute Charakterschule

Dort waren für den Nachmittag bereits die ersten Filmaufnahmen geplant. Wir nutzten die Fahrt, um unsere To-Do-Listen zu besprechen. Louiza rief im Vorhinein bei unserer Unterkunft an und bestellte das Mittagessen, damit wir uns ohne großen Zeitverlust bald auf den Weg zur ersten Gemeinde machen könnten. Bei unserer Ankunft wusste man leider von nichts, aber man versicherte uns, dass das Essen in fünf Minuten fertig sein würde. Aha, das kannten wir ja bereits. Wir Deutschen waren nun schon etwas misstrauisch. Zurecht. Nach über einer Stunde bekamen wir schließlich unsere Lunchpakete und genossen Chapati (Fladenbrote) auf der Fahrt. Wir wollten die Gemeinde schließlich nicht noch länger warten lassen. Wir nahmen es mit Humor. Trotz mehrstündiger Verspätung wurden wir sehr herzlich begrüßt und hatten eine wundervolle Zeit mit den Philippus-Gruppen. Und zugegeben: So ganz schlecht ist dieses pole pole auch nicht. In jedem Fall ist es eine gute Charakterschule für uns als deutsches Team für mehr Gelassenheit und Geduld. Denn darin sind die Kenianer uns definitiv ein Vorbild.

Samu und Christoph filmen und fotografieren eine Philippus-Gruppe in Migori
Samu und Christoph filmen und fotografieren eine Philippus-Gruppe in Migori

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